Nullrunden März 2006

Nein, ich will hier nicht den Eindruck erwecken, als ginge es mir schon an den Kragen. Das wäre undankbar, denn eigentlich geht’s mir / uns noch gut. Wir sind gesund, wir leben in einem lebenswerten Umfeld und auch familiär paßt's (so einigermaßen). Und wir lassen uns auch nicht durch irgendwie gefärbte Politiker unseren Lebensoptimusmus vermiesen, wenngleich die sich offenbar alle Mühe geben, genau dies zu erreichen.

Null ist mehr als Minus und weniger als Plus

Vielleicht ist diese Behauptung mathematisch nicht vollständig, aber der Laie wird begreifen was ich meine.Wenn nämlich in der Rentenentwicklung seit dem 1.7.2003 keine Veränderung der Bruttorente mehr stattgefunden hat, so kann Milchmädchen mit Fug und Recht von Nullrunden reden. Ist es sehr vermessen, wenn ich die Höhe meiner Rente nicht nach dem werte was irgendwer vorne eingibt, sondern nach dem was hinten raus kommt? Ich mache es mir einfach und vergleiche die Zahlungseingänge auf meinem Konto. Nur das ist es schließlich was ich für die Belebung der Binnenkonjunktur zur Verfügung habe, an der ja allen Politikern so viel gelegen ist.


Null bedeutet aber doch Minus

Die Kreativität mit der man „Einschnitte“ in meine Nettorente durchführte ist beachtlich. Einfacher wäre doch gewesen zu sagen: „Du hast zu viel, also nehmen wir Dir mal 10%“. Hat man nicht getan. Stattdessen hat man mich scheibchenweise beschrumpft.


Chronologie einer Abzocke

Wer erinnert sich noch an so wichtige Ereignisse wie Floridarolf oder die Einführung einer Praxisgebühr? In jenem heißen Sommer 2003 waren das die Top-Themen unserer Medien. Beide zogen übrigens Gesetzesveränderungen nach sich. Dem Herrn aus dem sonnigen Süden der USA gönnte ich, daß er enttarnt wurde. Die 10€ die fortan beim Erstbesuch eines Arztes für mich und die Familienchefin in vierteljährlichem Rhythmus anfallen würden, konnte man incl. Zahnarzt mit jährlich maximal 160€ rechnen. Realistisch ist das nicht. Die Zukunft, die inzwischen schon wieder Vergangenheit ist, lehrte, daß wir nicht einmal halb so viel brauchen. Zwei mal dagegen mußte ich mir die wunden Äuglein reiben, als ohne, daß ich je zuvor eine Silbe von sowas gelesen hätte auf einer Mitteilung meiner Betriebsrentenstelle Ungemach angedroht wurde. Von einem Wegfall des Krankenkassenzuschußes ab 1.1.2004 war da die Rede. Daß die Mitteilung ein paar Tage vor Weihnachten hier hereinschneite rundet das soziale Bild von unseren Macher ab. Nach ein wenig Blättern und Rechnen kam heraus, daß wir es hier mit einer Summe zu tun hatten, die pro Monat etwa das ausmacht, was wir für die breit diskutierte Praxisgebühr im ganzen Jahr zu löhnen hätten. Geschickt verbrämt, oder? Respekt! Die vor einem halben Jahr um stolze 1,1% erhöhte Rente war von Jetzt auf Nachher um 3,7% geschrumpft. Der 1. April eignet sich traditionsgemäß für spassige Aussagen. Die des 1.4.2004 war, daß es nun auch mit dem Zuschuß zur Pflegeversicherung in Sachen Betriebsrente vorbei war. Wirklich nicht bedeutend, aber immerhin wieder ein halbes Prozent der Nettorente den Bach runter. Da wir im Steigerwald wohnen, wäre dies in der landesüblichen Zweitwährung durchaus ein gut Teil unseres Schoppenbedarfes gewesen.


Bihnadds nix als Bihnadds


Ein ganzes Vierteljahr passierte dann erst mal nix.Sieht man davon ab, daß meine Direktversicherung fällig wurde und ich mir mit meiner Lebensversicherung einen erfrischenden Briefwechsel gönnte. Man hatte mir nämlich ein paar Jahre vorher etwa 10% mehr an Auszahlungssumme genannt, als dann herauskam. Da können diesmal die Politiker nichts dafür. Vielmehr suche ich die Schuld bei jenen geldgailen Vermögensverwaltern, die aufgrund eigenen Unvermögens schlicht einen Teil meines Vermögens verzockt hatten, aber dabei gottlob nicht mit ihrem eigenen Vermögen herangezogen werden mußten. Sonst hätten wir die ja jetzt auch noch am Hals. Eigentlich gehören die eingesperrt. Aber auch das würde uns nur Geld kosten und so gönne ich denen diesmal Florida. Ist mir doch wurscht wenn sie dem Busch auch keine Steuern zahlen! Wenn ich jetzt etwas vom Thema abgekommen zu sein scheine, dann trügt dieser Schein. Denn in Wahrheit traf mich zum 1.7.2004 außer dem oben genannten Vermögensverlust noch ein leise weinend eingeführtes Gesetzlein, mit dem man eine Nachversicherung nicht entrichteter Krankenversicherungsbeiträge auf Direktversicherungen beschlossen hatte. Pech, daß gerade jetzt diese Neuerung eingeführt wurde. Eigentlich hatte ich aber doch nur als junger Mensch das gemacht, was auch heute lautstark unseren Kindern eingebleut wird. Selber fürs Alter vorsorgen! Sich nicht nur auf die staatliche Rente verlassen!“ Jedenfalls zahle ich nun seitdem Monat für Monat einen zusätzlichen Krankenversicherungsbeitrag. Weitere 2,2% meiner Nettorente landen nicht mehr bei mir. Der größte Hammer war aber dann zum 1.1.2005 das was summenmäßig am allerwenigsten ausmachte. Da ich mir den Luxus leiste bei einer Betriebskrankenkasse zu sein und deswegen etwas mehr als bei der AOK zahle, wurde der staatliche Zuschuß auf den AOK-Satz reduziert. Bihnadds! Das tragikkomische an der Sache ist, daß die Begründung das Argument enthielt, daß ich kein Geld mehr bekomme für Leistungen auf die ich ohnehin keinen Anspruch habe. Dämlicher geht’s nicht! Insgesamt war meine Nullrundenrente nun bei etwas mehr als 93% ihres ursprünglichen Wertes angekommen.

Talsohle erreicht

Da wären wir ja richtig enttäuscht, wenn es in Deutschland keine Kreativität mehr gäbe! Die Schmitts Ulla hatte uns doch weis machen wollen, daß die Mehreinnahmen der Krankenkassen für die Reduzierung der Beitragssätze eingesetzt würden. Da hat sie aber die Rechnung ohne die Wirte gemacht. Wir harren der Einlösung dieses Versprechers. Immerhin hat meine Krankenkasse die Vorstandsgehälter offen gelegt und da gibt es nichts zu mäkeln. In anderen Fällen hat man ja auch Anderes gelesen. Um nun nicht etwa den Arzneimittelfirmen und notleidenden Apothekern an die Geldbeutel zu müssen, sind wieder die Verbraucher angegangen worden. Irgendwer muß schließlich die Etatlücken schließen. Dies ist zwar nicht gelungen, kostet uns aber für jedes Medikament ein bescheidenes Draufgeld. Im Verband mit den Praxisgebühren vermindert sich nach meiner Buchführung der letzten beiden Jahre meine Rente um weitere 2,5%. Insgesamt hat sich damit der Gesundheitskostenschaden in meinem Fall auf ca. 9% Renteneinbuße addiert.


Gesundheit ist nicht ALLES


Es ist ja nun nicht so, daß meine Fähigkeit die Binnenkonjunktur zu stützen nur vom Faktor Rente abhängig wäre. Oh, nein. Wir

alle blechen doch an den Tankstellen mehr als im Jahre 2003. Das war nicht nur für mich der Zeitpunkt des Beginns von

„Nullrunden“. Wer sich nicht erinnert. Zur Jahresmitte kostete damals der Liter Superbenzin etwa 1,10 Teuro. Der Erhöhung um

etwa 10% können wir doch locker mit mehr Fahrradfahren begegnen? Wir schon! Noch hat die Preiswelle die Supermärkte nicht

erreicht. Wenn ich jedoch mein geliebtes Wülflinger Schnitzel ordere, so komme ich mit den 10% wahrscheinlich gar nicht mehr

hin. Da hilft nur der Haushaltschefin ein Kochbuch zu kaufen und etwas mehr Abstand von den Kneipen zu halten. Nix ist es also

mit der Binnenkonjunkturförderung.

 

Und so wird es weitergehen. Die Mehrwertsteuererhöhung ab 1.1.2007 wird auch uns treffen und die neuesten Meldungen aus

Münte-Berlin besagen, daß vor 2008 weitere Nullrunden zu erwarten sind. Wie die Ausgestaltung von Nullrunden erfolgen wird

weiß man nicht. Erwarten wir, daß es sich auch weiterhin um die Gestaltung des Negativen handeln wird.

 

Sind wir doch froh, daß wir mit dem derart abgezwackten Geld Gutes tun werden. Wir erhalten damit z.B. die vielen

Arbeitsplätze in diversen Parlamenten sowie deren Existenz überhaupt. Wir ersparen unseren Großfirmen und Superreichen

durch defensive Steuerpolitik sich an den Staatskosten zu beteiligen. Das ist doch tröstlich?


Energiemarkt


Sind wir wirklich machtlos gegen das was die Energiebosse uns abverlangen? Öl wird knapper und teurer werden. Da stehen

wir sicher erst am Beginn einer unseeligen Entwicklung. Gaspreise werden frech an diese Entwicklung gekoppelt. Der

Bundesgerichtshof hat auch nur mäßigen Einfluß genommen. Immerhin wurde den Bossen eine Offenlegung ihrer Kalkulation

verordnet.

Aber was machen die Herren? Einfach nichts! Falsch; sie versichern doch in großflächigen Zeitungsanzeigen, daß sie ja sowas

von verbraucherfreundlich sind, daß einem fast die Tränen kämen. Hätte man nicht diese schlimmen Nachrichten gelesen, daß ein

erheblicher Aufwandsposten mit Korruptionskosten beschrieben werden muß. Und dafür habe ich nun gar keine Lust zu zahlen.

Allerdings ist dies ein anderes Thema wozu ich kürzlich meine Meinung bereits dargelegt habe.

http://www.mydarc.de/dj9mh/texte/energie.html


aus der Webpage von DJ9MH entnommen und etwas modifiziert ...